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2015 jährt sich der 100. Todestag des Heidelberger Philosophen Wilhelm Windelband (1848-1915). Windelband ist heute auch in der Fachwelt allenfalls noch für seine Unterscheidung der ideographischen und nomothetischen Methode bekannt, auf die er den Unterschied zwischen den Geistes- und den Naturwissenschaften zurückzuführen versuchte, sowie durch sein in zahlreichen Auflagen gedrucktes, immer noch verwendetes Lehrbuch zur Geschichte der Philosophie. Um die Wende zum 20. Jahrhundert galt Windelband jedoch als einer der wichtigsten Philosophen in Deutschland, und insbesondere im Heidelberger Kontext war er eine Figur von überragender Bedeutung. Er hatte ein großes internationales Ansehen und stand mit zahlreichen Gelehrten in Europa (wie Bergson oder Croce) und Amerika (etwa Royce) in engem Kontakt. Dass der 3. Internationalen Kongress für Philosophie 1909 in Heidelberg stattfand war wesentlich sein Verdienst. Zudem war er Gründungsmitglied und bis zu seinem Tod gemeinsam mit Leo Königsberger erster Sekretar der 1909 gegründeten Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Die südwestdeutsche Schule des Neukantianismus hatte in ihm ihr unbestrittenes Haupt. Wie einflussreich er war, zeigte sich an seinen Schülern, zu denen u. a. Heinrich Rickert, Georg Jellinek, Georg Simmel, Max Weber, Ernst Troeltsch, Emil Lask und Albert Schweitzer gehörten. Im Unterschied zu anderen Vertretern des Neukantianismus, denen sich die Forschung in den letzten Jahren mit wachsendem Interesse zuwandte, wurde Windelband bislang, von einigen Ausnahmen abgesehen, keine große Aufmerksamkeit zuteil, und dies obwohl er auch als philosophischer Schriftsteller von überraschender Vielfältigkeit und Originalität war. Die Tagung verfolgt das Ziel, eine Bestandsaufnahme der wissenschaftshistorischen Rolle Windelbands vorzunehmen und die Bedeutung, Wirkungsgeschichte und Aktualität seines philosophischen Werks zu erschließen.