ИСТИНА

Stepuns Suche nach dem neuen Menschen Anfang der 30-er Jahre entfaltet sich als Schaffung einer neuen Weltanschauung für die russische Emigration. Er entwickelt seine Position, die er in resignierender Weise vorträgt, aus drei Perspektiven heraus, die sich gegenseitig durchdringen und ergänzen und dabei kaum Veränderungen im Vergleich mit seinen früheren philosophischen Ansichten aufweisen. Die relativistische Perspektive, aus der das Bild des neuen Menschen zusammengesetzt wird, geht auf Stepuns Grundposition zurück, nämlich auf die Verneinung des absolut Neuen: „vom absolut Neuen erlöse uns Gott“. Die Kreativität bildet die zweite Perspektive für die Bestimmung der neuen Weltanschauung des neuen Menschen. Stepuns Einstellung zur Kreativität lässt ein neues Merkmal erkennen: er ist nicht mehr Schöpfer, sondern entzieht sich der Teilnahme am Aufbau der neuen Welt. Diese Position nahm auch S. I. Hessen, ein kritischer Mitstreiter Stepuns, ein, wie die von ihm geliebten und oft zitierten Strophen aus Tjučevs Gedicht „Cicero“ zeigen. Die dritte Perspektive betrifft die religiöse Einstellung Stepuns. Seine Begründung der Religiosität als einzig verbleibender Weg fußt auf dem „Restprinzip“, alle anderen Wege, die die europäische Kultur gegangen ist, haben sich demnach als Irrwege erwiesen. Stepun trägt seine Analyse der Krise sowohl der europäischen Kultur als auch der russischen Emigration in brillanten literarischen Beschreibungen vor.