Was wäre, wenn? Funktionen alternativer historischer Narrative in Aleksej Veršinins Fernsehserie Al’ternativnaja istorija („Alternative Geschichte“)статья
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Аннотация:In seiner Diskussion der Funktion alternativer Geschichtsnarrative in der ame
rikanischen Popkultur vertritt Gavriel Rosenfeld die These, dass solche Narra
tive vorwiegend „aus Motiven, die sich aus der gegenwärtigen Befindlichkeit
ergeben“ produziert würden.1 Er entwickelt dementsprechend eine Typologie
solcher historischer Spekulationen, die auf der jeweiligen Sicht ihrer Autor
Innen auf die gegenwärtige soziokulturelle Situation beruhen. Die Vision einer
AutorIn von einer Vergangenheit, die die alternative Vergangenheit als den
bekannten historischen Aufzeichnungen überlegen darstellt, impliziert üb
licherweise eine Unzufriedenheit mit der Gegenwart. Rosenfeld ist der Mei
nung, dass sich die meisten alternativen Geschichtsnarrative mit historischen
Ereignissen auseinandersetzen, die die Menschen in der Gegenwart immer
noch beschäftigen: „Dabei handelt es sich meistens um Schlüsselereignisse
von weltgeschichtlicher Bedeutung, oft als ‚Divergenzpunkte‘ bezeichnet, die
vom Tod von Königen und Politikern bis zu entscheidenden militärischen Sie
gen oder Niederlagen reichen.“2 Im Fall amerikanischer AutorInnen, die – wie
Rosenfeld behauptet – das Genre moderner Alternativgeschichte etabliert ha
ben, beschäftigen sie sich mit vornehmlich drei Themen der US Geschichte
bzw. mit ihrem alternativen Verlauf: Die Nationalsozialisten gewinnen den
Zweiten Weltkrieg, die Südstaaten gewinnen den Bürgerkrieg, und die Ame
rikanische Revolution findet nicht statt. Übernehmen wir Rosenfelds Modell,
dann könnten wir sagen, dass alternative historische Narrative eine Strategie
für die Nation oder für eine soziale Gruppe innerhalb einer Nation liefern, um
die Bedeutung von Schlüsselereignissen in ihrem kollektiven Gedächtnis neu
zu bewerten.